Buch-Tipp: „Nimm das Leben ganz in deine Arme“

Thich Nhat Hanh (Meditationslehrer, Dichter und engagierter Buddhist) schreibt, dass die Liebe das kostbarste Gefühl ist, dessen Menschen fähig sind und eine Kunst ist, die erlernt werden will. Es handelt von der buddhistischen Kunst des Liebens.

Er schreibt über die vier „Unermesslichen Geisteshaltungen“, die es zu erlernen gilt:

  • die liebende Güte (sanskrit: maitri): „es ist die Absicht und Fähigkeit, Freude und Glück zu schenken. Wollen wir diese Fähigkeit entwickeln, so müssen wir uns darin üben, wirklich tief in alles hineinzuschauen und hineinzuhören, um zu erkennen, was wir tun und lassen sollten, um andere glücklich zu machen……Alle tragen wir die Keime der Liebe in uns. Diese wundervolle Energiequelle können wir entwickeln, indem wir die Liebe in uns nähren, die nicht an Bedingungen geknüpft ist, die keinerlei Gegenleistung verlangt.“
  • Mitgefühl (sanskrit: karuna): „Der zweite Aspekt wirklicher Liebe ist karuna, die Absicht und die Fähigkeit, Leid von jemandem zu nehmen und zu transformieren und Kummer zu lindern……..Mitgefühl beinhaltet ein tiefes Sich-Betroffen-Fühlen, bedeutet engagiert zu sein. Wenn du weißt, dass die andere Person leidet, so setzt du dich ganz nahe zu ihr. Du schaust sie intensiv an und hörst ihr zu, damit du ihr Leid berühren kannst. Du befindest dich in tiefer Kommunikation, tiefer Verbindung mit ihr, und allein das bringt ihr schon Erleichterung.“
  • Freude (sanskrit: mudita): „Wirkliche Liebe bringt stets uns und denen, die wir lieben, Freude. Tut sie das nicht, so ist es keine wirkliche Liebe…..>glücklich im gegenwärtigen Moment verweilen< Wir brauchen bloß die Augen zu öffnen, und wir sehen den blauen Himmel, die lila Blumen, die Kinder, die Bäume und noch viele andere Farben und Formen. Wenn wir in Achtsamkeit verweilen, können wir diese wundervollen und beglückenden Dinge berühren und der Geist der Freude steigt ganz natürlich in uns auf. Freude enthält Glück, und Glück enthält Freude:“
  • Gleichmut (sankrit: upeksha): „Gleichmut bedeutet, Nicht-Anhaften, Nicht-Unterscheiden, Ausgeglichenheit im Geiste oder Loslassen….du kletterst auf einen ‚Berg, um dir eine Übersicht über die gesamte Situation zu verschaffen, ohne an die eine oder andere Seite gebunden zu sein. Wenn es in deiner Liebe Anhaftung, Unterscheidung, Voreingenommenheit oder Festklammern gibt, so ist das keine wirkliche Liebe….Ohne Gleichmut kann unsere Liebe leicht besitzergreifend werden. Eine Sommerbrise kann sehr erfrischend sein; wollen wir sie aber in einer Dose verschließen, um sie ganz allein zu besitzen, so stirbt die Brise. Mit dem geliebten Menschen ist es genauso…. Sie berauben ihren geliebten Partner der Freiheit, bis er nicht mehr er selbst sein kann. sie leben nur, um sich selbst Befriedigung zu verschaffen, und dabei benutzen sie den anderen zur Erfüllung ihrer Wünsche. Das ist keine Liebe – das ist zerstörerisch. Du sagst du liebst den anderen Menschen, aber wenn du seine Hoffnungen, seine Bedürfnisse und Schwierigkeiten nicht verstehst, so befindet er sich in einem Gefängnis, Liebe genannt. Wirkliche Liebe ermöglicht dir, deine Freiheit und die des geliebten Menschen zu bewahren. Das ist Upeksha.“

Diese vier Aspekte der Liebe sind ineinander verwoben und bedingen einander. Sie sind aus einer idealistischen Sichtweise aus zu betrachten. Doch habe ich kein großes, idealistisches Ziel, das ich anpeilen möchte, so werde ich es auch niemals erreichen können!

„Der Sinn des Lebens ist es zu leben,
und leben heißt, bewusst zu sein –
freudig, trunken, gelassen, göttlich bewusst.“
Henry Miller

Quellennachweis:
Thich Nhat Hanh, „Nimm das Leben ganz in deine Arme“- die Lehre des Buddha über die Liebe, dtv-Verlag, 2006