Schwächen in Stärken verwandeln

Ein schwacher Muskel kann relativ rasch aufgebaut werden. Mit dem geeigneten Trainingsprogramm lässt sich in kurzer Zeit mehr Kraft und Ausdauer in den Bewegungsapparat bringen. Im physischen Bereich ist das Stärkerwerden logisch und überschaubar.

Doch bei emotionalen Themen gibt es keinen allgemein gültigen Fahrplan. Wie kann ein Mensch, der schnell wütend wird, lernen, die Kraft, die aus der Wut kommt, in etwas Positives umzuwandeln? Vielleicht in ein leidenschafliches Engagement gegen soziale Ungerechtigkeit? Oder wie kann es jemandem gelingen, der sehr feinfühlig und introvertiert ist, diese Qualitäten sichtbar und wirksam nach außen zu bringen. Hat nicht jeder Mensch den Wunsch sich weiter zu entwickeln und sein Potential zu entfalten? Ich denke schon.

Hier ein Beispiel aus meinem Leben. Seit meiner Kindheit habe ich einen empfindlichen Magen-Darmtrakt und immer wieder Neurodermitis-Schübe. Fakt ist, dass ich durch diese körperliche Schwäche lernen musste auf meinen Stresspegel und auf die Ernährung zu achten. Durch diese selbstauferlegte Achtsamkeit, gelingt es mir in meinem Beruf als Masseurin gut, mich auf einfühlsame Weise auf die Bedürfnisse meiner KundInnen einzustellen. Meine Hautprobleme sind wie alte Bekannte, die ich immer wieder treffe, nett mit Ihnen plaudere und froh bin, wenn sie sich wieder verabschieden. Sie kriegen keine große Aufmerksamkeit mehr.

Was jedoch sehr wichtig ist, um aus einer Schwäche eine Stärke zu entwickeln ist der innere Gemütszustand. Für mich ist es sehr wichtig jeden Tag meine Batterien mit frischer Lebensenergie aufzuladen. Dafür ist Meditation das beste Werkzeug. Damit kann  ich meine momentanen Gefühle erforschen und Mut und Hoffnung schöpfen. Das „Bauchhirn“ spricht mit mir.  Aus so einer beobachtenden Perspektive kann ich sowohl meine Wünsche und Ziele, als auch innere Hindernisse und selbst auferlegte Beschränkungen sehen. In der Mediation erkenne ich mich selbst.

Das kann manchmal sehr schmerzhaft sein. Doch in diesem Schmerz ist so etwas wie eine bitter, süße, schwere Schönheit. Solche tiefen und ergreifenden Gefühle, die einen packen und nicht mehr loslassen, sind dann die Triebkraft für den Wunsch sich aus dem Sumpf des eigenen Leidens hinauszuwinden. Und genau dieser Wunsch, etwas Altes und Unbrauchbares los zu werden, ebnet dann den Weg.

Das Gute ist, dass es irgendwann richtig Spaß macht sich selbst beim Stolpersteine überwinden zuzuschauen und es immer leichter wird sich selbst zu verzeihen und auch über sich zu lachen.