Die Kunst des Nichtstuns

Entspannt liegen – SHAVASANA heißt es bei den Yogis. Es ist die effektivste Entspannungsposition überhaupt. Viele Yogastunden beginnen und enden mit dieser Übung.

Mit dem Rücken flach auf den Boden (Teppich oder Decke) legen, die Beine und Füße nach außen sinken lassen, die Arme mit den Handflächen nach oben entspannt entlang des Körpers legen und die Augen schließen. Der ganze Körper ist bewegungslos und das ganze Körpergewicht liegt satt auf dem Boden auf. Nimm dir 5-10 Minuten Zeit und spüre in den Körper hinein.

Wie liegt dein Körper auf dem Boden? Wie gut kann er sich der ebenen Fläche des Untergrunds anpassen? Wo spürst du Verspannungen? Im Kreuz, im Brustkorb oder im Nacken? Liegst du im Hohlkreuz am Boden auf? Können sich Brustwirbelsäule und  Rippen dem Boden gleichmäßig anpassen oder liegt das ganze Gewicht des Körpers auf dem Scheitelpunkt deines Rundrückens auf? Liegt der Nacken entspannt und lang am Boden oder kippt der Kopf nach hinten weg und verursacht ein unangenehmes Stauchungsgefühl?

In dieser Lage signalisiert der Körper sehr schnell, wo die Verspannungen im Körper sind. Der harte Boden ist ein guter Lehrmeister. Die Wahrheit tritt direkt, ehrlich und unverblümt zu Tage. Ist die gesamte Wirbelsäule starr wie Wellblech und liegen nur einzelne Punkte auf dem Boden auf, ist der Körper verspannt. Dies ist immer als Momentaufnahme zu sehen. Kein Grund zur Panik. Die realistische Selbsteinschätzung stellt immer eine große Chance zur Entwicklung dar.

Die natürliche S-Form der Wirbelsäule ist beweglich und nicht starr. Ein entspannter Körper kann sich in Rückenlage dem flachen Boden gut anpassen. Gib dem Körper Zeit; dehne und strecke dich. Nimm ein paar tiefe Atemzüge … verweile … lass die Gedanken ziehen … bleib in gelassener und achtsamer Wahrnehmung … in der Ruhe liegt die Kraft … aus der Gelassenheit wächst die pulsierende Lebendigkeit.

Mein persönliches Bild zum Krafttanken ist eine graue Felswand aus der eine Wasserfontäne fließt. Die Felswand symbolisiert für mich Kraft und Stabilität.  Das Wasser, mein Symbol für Lebendigkeit und Freude, fließt aus der Wand heraus. Es ist der Fluss des Lebens. Der Fels ist auch die Wirbelsäule und das Wasser ist das Rückenmark. Der Fels/Wirbelsäule hält mich stabil und ich kann das Fließen zulassen. Ich habe dieses Bild als Anker bzw. Ressource in meinem Körper abgespeichert und kann es bei Bedarf immer wieder vor mein geistiges Auge holen.

Das ist eine einfache und wirkungsvolle Übung zur Stabilisierung, Erholung und zur Erweiterung der inneren Achtsamkeit.

Im Sommer kann man das scheinbare Nichtstun auf der grünen Wiese, im Wald, am Strand, im Schwimmbad ausprobieren.